Wie so viele Veranstaltungen musste auch unsere Herbsttagung in diesem Jahr aufgrund der COVID-19 Pandemie vom Präsenz- hin zu einem Digitalformat geändert werden. Am Nachmittag des 24. Oktobers konnten die 33 Teilnehmer*innen unsere Herbsttagung also vom heimischen Schreibtisch oder Sofa, aus der Küche oder auch vom Bett aus verfolgen.
Nachdem sich im Sommer abzeichnete, dass die ursprünglich geplante Tagung im Oktober nicht durchführbar sein würde, entschloss sich das Planungsteam der Herbsttagung schnell dazu, eine digitale Ersatzveranstaltung anzubieten, anstatt die Tagung einfach ausfallen zu lassen. Um die Möglichkeiten, die eine digitale Konferenz bietet, auszunutzen, luden wir Referent*innen aus vier verschiedenen Projektländern ein, die uns von den Auswirkungen und dem Umgang mit der COVID-19-Pandemie in ihren Herkunftsländern berichten würden. Hierfür konnten wir Carmen Copa aus Bolivien (Vorstandsmitglied von Tiquipaya Wasi), Darling Taleno und Abraham Delgado aus Nicaragua (Stipendiat*innen von Puente Nica) sowie Ramzi Gheribi aus Kolumbien (Projektkoordinator bei Proyectar sin Fronteras) gewinnen. Der vierte Referent aus Südafrika musste uns leider kurzfristig absagen.
In den Kurzvorträgen berichteten die Referierenden in erster Linie von den Problematiken, die im jeweiligen Land in Folge der Pandemie auftreten. Beispielsweise wurden die medizinische Versorgung, Behandlungskapazitäten und der Zugang der Bevölkerung zum Gesundheitssystem diskutiert und verglichen. Ein weiteres Thema war die verstärkte Diskriminierung von vulnerablen Gruppen wie beispielsweise Migrant*innen oder obdachlosen Menschen, die sich wesentlich schwerer vor Infektionen schützen können Möglichkeit haben, sich vor einer COVID-19-Infektion zu schützen und dadurch noch mehr an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Insbesondere von der sehr schwierigen Situation venezolanischer Migrant*innen in Kolumbien berichtete Ramzi Gheribi sehr eindrücklich. Carmen Copa ging vor allem auf die politische Situation Boliviens und die Wiederwahl der linken MAS-Partei während der Pandemie ein und erläuterte auch, wie sich dies auf die Außenpolitik des Landes auswirken könnte. Darling Taleno und Abraham Delgado aus Nicaragua, konnten die Situation unter COVID-19 im universitären Bereich näher beschreiben und viele persönliche Eindrücke schildern. Alle Referierenden berichteten außerdem von den Schwierigkeiten, die sich aufgrund des Wegfalls von Erwerbsarbeit im informellen Arbeitssektor für verschiedene soziale Gruppen in den jeweiligen Ländern ergeben.
In der anschließenden Diskussion wurden Rückfragen geklärt und debattiert, auf welchen Wegen bzw. über welche internationalen Beziehungen medizinische Ausrüstung oder auch Impfstoffe in den Ländern Lateinamerikas zur Verfügung gestellt werden (könnten). Außerdem wurden zukünftige Entwicklungen und mögliche Bekämpfungsstrategien beleuchtet.
Im Anschluss an die Tagung gab es die Möglichkeit dem Vorstand der Initiative Teilen allgemeine Fragen zum Verein zu stellen.
Es ist sehr bedauerlich, dass wir die geplante Herbsttagung nicht wie gewohnt als Präsenzveranstaltung – mit physisch anwesenden Menschen und netten Gesprächen in der Kaffeepause – umsetzen konnten. Dennoch bot die Online-Veranstaltung eine gute Alternative zum regulären Format der Herbsttagung, die wir im nächsten Jahr hoffentlich unter dem Titel „Política Latina – Konflikte, Chaos, Neubeginn?“ erneut als Präsenzveranstaltung anbieten können.
Trotz der widrigen Umstände wollen wir uns für den spannenden Austausch und die interessierte Beteiligung bei allen 33 Teilnehmer*innen herzlich bedanken – eine neue Rekordzahl für unsere Herbsttagung! 😉